Schädlinge erkennen & bekämpfen
Auch bei bester Pflege können Schädlinge auftreten. Je früher du sie erkennst, desto einfacher ist die Bekämpfung. Hier lernst du die häufigsten Pflanzenschädlinge zu identifizieren und effektiv zu behandeln.
Erste Hilfe bei Schädlingsbefall
Hast du einen Schädling entdeckt? Dann isoliere die befallene Pflanze sofort von deinen anderen Pflanzen! Schädlinge breiten sich schnell aus. Untersuche auch benachbarte Pflanzen auf Befall.
Die häufigsten Schädlinge
🕷️ Spinnmilben Häufig
Spinnmilben sind winzige Spinnentiere, die besonders bei trockener Heizungsluft im Winter auftreten. Sie sind mit bloßem Auge kaum sichtbar, hinterlassen aber charakteristische Spuren.
So erkennst du sie
- Feine, silbrig-weiße Pünktchen auf der Blattoberseite
- Bei starkem Befall: Feine Gespinste an Blattachseln und Triebspitzen
- Blätter werden gelblich, später bronzefarben
- Halte ein weißes Blatt Papier unter das Blatt und klopfe – kleine Punkte, die sich bewegen, sind Milben
Bevorzugte Pflanzen
Alocasia, Calathea, Ficus, Efeu – besonders anfällig bei niedriger Luftfeuchtigkeit
Behandlung
Pflanze gründlich mit lauwarmem Wasser abduschen (auch Blattunterseiten!)
Mit Neemöl-Lösung einsprühen (5ml Neemöl + 1L Wasser + Tropfen Spülmittel)
Behandlung alle 5-7 Tage wiederholen, mindestens 3x
Luftfeuchtigkeit dauerhaft erhöhen, um Neubefall zu verhindern
🦟 Trauermücken Häufig
Die kleinen schwarzen Fliegen selbst sind harmlos, aber ihre Larven fressen Wurzeln und können besonders jungen Pflanzen schaden. Sie gedeihen in feuchter Erde.
So erkennst du sie
- Kleine schwarze Fliegen (2-4mm), die um die Pflanze schwirren
- Fliegen beim Gießen aus der Erde auf
- Weiße, glasige Larven in der oberen Erdschicht
- Bei starkem Befall: Pflanze kümmert, obwohl Pflege stimmt
Behandlung
Gelbtafeln (Gelbsticker) aufstellen – fangen erwachsene Mücken
Erde vollständig abtrocknen lassen zwischen Wassergaben
Quarzsand oder Kieselsteine auf die Erde – verhindert Eiablage
Bei starkem Befall: Nematoden (SF-Nematoden) ins Gießwasser – töten Larven
🐛 Thripse Hartnäckig
Thripse sind winzige, längliche Insekten, die Pflanzensaft saugen. Sie sind sehr mobil und können fliegen, was die Bekämpfung erschwert. Bei Befall schnell handeln!
So erkennst du sie
- Silbrig-weiße Flecken und Streifen auf Blättern
- Kleine schwarze Kotpünktchen
- Bei genauem Hinsehen: Längliche, helle oder dunkle Insekten (1-2mm)
- Deformierte, gekräuselte neue Blätter
- Befallene Blüten verfärben sich oder öffnen nicht
Bevorzugte Pflanzen
Monstera, Philodendron, Ficus, blühende Pflanzen – fast alle Zimmerpflanzen können befallen werden
Behandlung
Pflanze sofort isolieren! Thripse springen leicht auf andere Pflanzen
Alle Blätter beidseitig gründlich mit Wasser abwischen
Blautafeln aufhängen – Thripse werden von Blau angezogen
Neemöl oder Kaliseife alle 5 Tage anwenden, mindestens 4-6 Wochen
Bei starkem Befall: Systemisches Insektizid (als letztes Mittel)
🐚 Schildläuse Hartnäckig
Schildläuse sind unbewegliche Insekten mit einem schützenden Panzer. Sie saugen Pflanzensaft und scheiden klebrigen Honigtau aus. Der Panzer macht sie resistent gegen viele Sprühmittel.
So erkennst du sie
- Braune, ovale "Beulen" an Stängeln und Blattunterseiten
- Klebriger Belag auf Blättern und darunter (Honigtau)
- Rußtaupilze (schwarzer Belag) auf dem Honigtau
- Vergilbende Blätter, Wachstumsstörungen
Behandlung
Schildläuse einzeln mit einem in Alkohol getränkten Wattestäbchen abtupfen
Pflanze mit Seifenlauge abwischen (Honigtau entfernen)
Öl-basierte Sprays verwenden – ersticken die Läuse unter dem Panzer
Behandlung wöchentlich wiederholen, bis keine neuen Läuse erscheinen
🐑 Wollläuse / Schmierläuse Häufig
Wollläuse sind mit einem weißen, wachsartigen "Pelz" bedeckt, der sie vor Fressfeinden und Sprühmitteln schützt. Sie verstecken sich gerne in Blattachseln und an versteckten Stellen.
So erkennst du sie
- Weiße, watteartige Gebilde in Blattachseln und an Stängeln
- Ovale Tiere (3-5mm) mit weißer, mehliger Oberfläche
- Klebriger Honigtau
- Verformte Triebspitzen und Blätter
Bevorzugte Pflanzen
Sukkulenten, Kakteen, Orchideen, Hoya, Ficus – lieben versteckte, warme Stellen
Behandlung
Sichtbare Wollläuse mit Alkohol (Isopropanol) und Wattestäbchen abtupfen
Alle versteckten Stellen kontrollieren: Blattachseln, unter Blättern, Topfrand
Neemöl oder Schmierseifenlösung großzügig aufsprühen
Behandlung alle 7-10 Tage wiederholen, mindestens 4 Wochen
🟢 Blattläuse Leicht behandelbar
Blattläuse sind weiche, birnenförmige Insekten, die in Kolonien auftreten. Sie sind die am einfachsten zu behandelnden Schädlinge, da sie keinen Schutzpanzer haben.
So erkennst du sie
- Kleine, grüne, schwarze oder braune Insekten in Gruppen
- Bevorzugt an jungen Trieben und Blattunterseiten
- Klebriger Honigtau
- Verkrüppelte, eingerollte junge Blätter
Behandlung
Mit kräftigem Wasserstrahl abspritzen – oft schon ausreichend!
Kaliseife oder Schmierseifenlösung aufsprühen
Bei Bedarf nach 5-7 Tagen wiederholen
Nützlinge - Biologische Schädlingsbekämpfung
Nützlinge sind natürliche Feinde von Schädlingen und eine umweltfreundliche Alternative zu chemischen Mitteln. Sie können bei Zimmerpflanzen, im Wintergarten und Gewächshaus eingesetzt werden.
🦗 Raubmilben Gegen Spinnmilben & Thripse
Raubmilben sind winzige Spinnentiere, die Jagd auf Schädlinge machen. Sie fressen Eier, Larven und ausgewachsene Schädlinge.
Arten und Einsatzgebiete
- Phytoseiulus persimilis: Der "Klassiker" gegen Spinnmilben. Sehr gefräßig, benötigt aber min. 18°C und 60% Luftfeuchtigkeit
- Amblyseius californicus: Weniger anspruchsvoll, auch vorbeugend einsetzbar. Gut für Zimmer geeignet
- Amblyseius swirskii / cucumeris: Gegen Thripse und Spinnmilben, vermehrt sich bei guten Bedingungen
- Hypoaspis miles: Lebt in der oberen Erdschicht, frisst Thripspuppen und Trauermückenlarven
Anwendung
Raubmilben werden direkt auf der befallenen Pflanze ausgebracht. Bei Zimmertemperatur und ausreichender Luftfeuchtigkeit kann ein Spinnmilbenbefall bereits nach 10 Tagen ohne Chemie gestoppt werden.
🦋 Florfliegen (Chrysoperla) Allrounder
Die Larven der Florfliege sind wahre Allesfresser unter den Nützlingen. Sie werden auch "Blattlauslöwen" genannt.
Wogegen sie helfen
- Thripse (besonders effektiv!)
- Blattläuse
- Spinnmilben
- Kleine Raupen
Vorteile
- Funktionieren auch in kühleren Räumen (ab 15°C)
- Können täglich große Mengen Schädlinge vertilgen
- Als Eier oder Larven erhältlich
Anwendung
Die Larven direkt auf die befallene Pflanze setzen. Da sich Florfliegen im Innenraum nicht vermehren, sollte die Anwendung 2-3 mal im Abstand von 2 Wochen wiederholt werden.
🐞 SF-Nematoden Gegen Bodenschädlinge
SF-Nematoden (Steinernema feltiae) sind mikroskopisch kleine Fadenwürmer, die in die Larven von Schädlingen eindringen und diese abtöten.
Wogegen sie helfen
- Trauermückenlarven (Haupteinsatzgebiet)
- Thripspuppen im Substrat
Anwendung
Nematoden-Packung in lauwarmem Wasser auflösen
Mischung mit der Gießkanne in die Erde der befallenen Pflanzen geben
Erde gleichmäßig feucht halten (Nematoden brauchen Feuchtigkeit)
Tipp: Besonders effektiv bei starkem Trauermückenbefall. Die Nematoden sind für Menschen, Haustiere und Pflanzen völlig unbedenklich!
🐞 Australischer Marienkäfer Gegen Wollläuse
Der australische Marienkäfer (Cryptolaemus montrouzieri) ist der perfekte Jäger gegen Wollläuse - der einzige Nützling, der gegen diese hartnäckigen Schädlinge wirklich effektiv ist.
Vorteile
- Problemlos im Innenraum anwendbar
- Sowohl Larven als auch erwachsene Käfer erhältlich
- Ein Käfer kann in seiner Lebenszeit (ca. 50 Tage) hunderte Wollläuse vertilgen
Anwendung
Befallene Pflanze isolieren und die Marienkäfer dort aussetzen. Wichtig: Die Pflanze täglich mit Wasser besprühen, da die Käfer trinken müssen!
Nützlinge richtig einsetzen
Timing: Bei frühzeitigem Erkennen des Befalls einsetzen. Bei sehr starkem Befall erst mit Neemöl oder Kaliseife behandeln, nach dem Antrocknen können Nützlinge ohne Wartezeit eingesetzt werden.
Wiederholung: Bei starkem Befall kann es nötig sein, die Nützlinge 2-3 mal auszubringen.
Bezugsquellen: Nützlinge sind im Fachhandel, in Gartencentern und online erhältlich. Sie werden lebend verschickt und sollten zeitnah eingesetzt werden.
Hausmittel zur Schädlingsbekämpfung
Neemöl-Spray
Das universelle Mittel gegen fast alle Schädlinge. Neemöl stört den Hormonhaushalt der Insekten und verhindert die Fortpflanzung.
- 5ml Neemöl + 1L lauwarmes Wasser + 2-3 Tropfen Spülmittel
- Gut schütteln und sofort anwenden
- Pflanze komplett einsprühen, auch Blattunterseiten
- Abends anwenden (Sonne + Öl = Blattverbrennung)
Schmierseifenlösung
Wirkt gegen weichhäutige Schädlinge wie Blattläuse und Thripse durch Verstopfen der Atemöffnungen.
- 20g Kaliseife (Schmierseife) auf 1L Wasser
- Gut auflösen und aufsprühen
- Nach 30 Minuten mit klarem Wasser abspülen
Alkohol-Lösung
Besonders effektiv gegen Wollläuse und Schildläuse.
- Isopropanol (70%) mit Wattestäbchen direkt auf die Schädlinge
- Oder: 1 Teil Alkohol + 1 Teil Wasser als Spray
- Vorsicht bei empfindlichen Pflanzen – erst an unauffälliger Stelle testen
Vorbeugung ist der beste Schutz
🔍 Regelmäßig kontrollieren
Untersuche deine Pflanzen wöchentlich, besonders Blattunterseiten und Blattachseln. Je früher ein Befall entdeckt wird, desto einfacher die Behandlung.
💨 Luftfeuchtigkeit erhöhen
Viele Schädlinge (besonders Spinnmilben) lieben trockene Luft. Eine Luftfeuchtigkeit von 50-60% macht Pflanzen widerstandsfähiger.
🚿 Blätter reinigen
Regelmäßiges Abduschen oder Abwischen der Blätter entfernt Staub und frühe Schädlingsstadien, bevor sie sich ausbreiten.
🆕 Neue Pflanzen in Quarantäne
Halte neue Pflanzen 2-3 Wochen getrennt von deiner Sammlung. So verhinderst du, dass eingeschleppte Schädlinge sich ausbreiten.
💪 Gesunde Pflanzen
Gut gepflegte Pflanzen sind widerstandsfähiger. Achte auf richtiges Gießen, passenden Standort und regelmäßiges Düngen.
🌬️ Gute Luftzirkulation
Stehende, feuchte Luft begünstigt Pilzkrankheiten und manche Schädlinge. Sorge für gute Belüftung ohne Zugluft.
Wann sollte ich professionelle Hilfe suchen?
Wenn trotz mehrwöchiger Behandlung keine Besserung eintritt, der Befall mehrere Pflanzen betrifft oder du dir unsicher bist, um welchen Schädling es sich handelt – dann kann ein Besuch im Gartencenter oder eine Beratung durch uns helfen. Manchmal ist auch ein stärkeres Mittel nötig.